Donnerstag, 21. Februar 2008

Folgen Sie der Spur des Geldes...

Nun sind sie auch in meiner Heimatstadt wieder unterwegs, die modernen Versionen mittelalterlicher Bettelmönche. Sie sammeln für hehre Ziele, etwa krebskranke Kinder oder mißhandelte Tiere; wahlweise auch für mißhandelte Kinder oder krebskranke Tiere. Der mitgeführte Bollerwagen ist in der Regel zugepflastert mit selbst ausgedruckten Bildern, zum Beispiel von dunkelrot angelaufenen brüllenden Babys, denen der Fotograf vermutlich zu diesem Zweck nicht nur den Schnuller weggenommen, sondern auch einen Satz heiße Ohren verpasst hat.

Da hängen sie nun, die schreienden Gesichter, und gucken einen direkt ins Gewissen. Schon geht der Griff zum Portemannaie, um dem selbsternannten Gutmenschen mit der Sammelbüchse die übrig gebliebenen Cents vom letzten Penny-Einkauf in die Sammelbüchse zu stopfen und sich dabei nicht von dem Eindruck abschrecken zu lassen, dass die Person am anderen Ende der Büchse weniger nach Mönch als vielmehr nach mehreren Monaten Knast aussieht. Nur eine Frage noch, würde Columbo anmerken, während man die Münze schon halb eingesteckt hat: Wem genau kommt eigentlich das Geld zugute? Darf ich nichts zu sagen, zischt der Mecki-Messer-Verschnitt, fragense unsern Sprecher, hier hamse die Nummer.

Der allerdings konnte es mir auch nur so halbwegs sagen. Und die sozialen Einrichtungen, die er nannte, wollen sein Geld gar nicht, wie ein paar weitere Anrufe ergaben. Und das Deutsche Zentralinstitut für soziale Dienste (dzi), das unlängst Unicef das von ihm verliehene Spendensiegel entrissen hatte, mag es diesem Bollerwagen-Verein gar nicht erst verleihen, da er keine Zahlen über eingenommene und weitergeleitete Spenden herausrückt - seriöse Hilfsorganisationen arbeiten wohl anders. Da liegt wohl der Hauptunterschied zu den Bettelmönchen - damals war der Weg des Geldes wenigstens klar: mit dem eingeworfenen Taler wurden, ganz transparent und für jeden nachvollziehbar, wichtige Dienste zum Wohl der Allgemeinheit finanziert, etwa goldene Messweinbecher oder knackige Messdiener.

Vereine, die mit schreienden Kindern oder überfahrenen Tieren auf der Straße Spenden sammeln, gibt es zuhauf und meistens haben sie auch noch ganz ähnliche Namen; gegen manche laufen gar staatsanwaltschaftliche Ermittlungen. Wer sicher gehen will, wohin sein Geld geht, sollte wohl den Rat des dzi befolgen: keine Spenden auf der Straße oder an der Haustür, sondern grundsätzlich erst einmal schlau machen, wer da sammelt. Dank des Internets ist so etwas erstaunlich einfach - und den Anruf beim Chef der Quasi-Drückerkolonne kann man sich so auch sparen.

3 Kommentare:

journalistentraining hat gesagt…

Das Schlimme ist doch, dass auch die vermeintlich seriösen wie Rotes Kreuz oder Greenpeace sich auf fragwürdige Spendendrücker einlassen.

Aber was anderes: Wo kann man für überfahrene Tiere spenden?

biss hat gesagt…

Ich glaube ja nicht, dass man ein seriöses Unternehmen wie die UNICEF in den gleichen Sack stecken soll wie die "Mecki-Verschnitt"-Sammelbüchsenschwenker in den Fussgängerzonen.
Beispielsweise gibt es Koorperationen von UNICEF mit beispielsweise Volvic für unverseuchtes Wasser in Afrika. Ich denke da hinkt der Vergleich ein wenig.

Dr. No hat gesagt…

@journalistentrainig: "Wo kann man für überfahrene Tiere spenden?" Bei mir, Kontonummer folgt.

@biss: wer steckt denn die beiden in einen Sack? Ich habe sie lediglich in einen SATZ gesteckt ;-).