Donnerstag, 13. März 2008

Deutschland - Österreich 1:0, Torschütze: O. Habsburg (Eigentor)

Selbstverständlich sollte man alten Menschen mit Höflichkeit, Achtung und Respekt begegnen. Es sei denn natürlich, sie heißen Otto von Habsburg und reden im österreichischen Parlament gequirlten Dünnpfiff. "Wenn es immer wieder blamable Diskussionen darüber gibt, ob die Österreicher Mitschuldige oder Opfer waren, dann muss ich sagen, dass es keinen Staat in Europa gibt, der mehr Recht hat, sich als Opfer zu bezeichnen!" - sprach der 95-Jährige und verglich den frenetischen Jubel, mit dem Hitler in Wien empfangen wurde, mit einem Fußballspiel. Dafür erntete er nicht etwa Prügel, wie es in einer gerechteren Welt vielleicht der Fall gewesen wäre, sondern Beifall von den Konservativen.

Nun, Otto muss recht haben. Schließlich ist er Abkömmling der Dynastie, die über Jahrhunderte das Kaiserreich Österreich-Ungarn von Gottes Gnaden regierte - und Gott sollte ja eigentlich unfehlbar sein. Zumindest sind seine Wege unergründlich - genauso unergründlich wie die Wege der Gedanken im offenbar altersschwachen Hirn des Möchtegern-Monarchen.

Man muss versuchen, Otto zu verstehen. Während die anderen europäischen Staaten also zwar ein paar Millionen Tote durch den Nationalsozialismus zu beklagen haben, so hatten diese Länder es wenigstens mit nackter, ehrlicher Gewaltanwendung zu tun. Bei einem guten alten Krieg nebst Deportationen weiß man ja schließlich, woran man ist.
Ungleich perfider das Vorgehen in Österreich. Mit dem Einsatz kosmischer Strahlen (oder schwarzer Magie, die Wissenschaft ist sich da noch nicht ganz sicher) hatten die Nazis die armen Eingeborenen des kotelettförmigen Landes über Jahre hinweg planmäßig beeinflusst und sie veranlasst, ihre eigene Demokratie ab 1933 Stück für Stück zu demontieren. Und niemand kann sich heute mehr die Brutalität vorstellen, mit der eine Viertelmillion Österreicher gezwungen wurde, Hitler auf dem Heldenplatz zuzujubeln, obwohl sie sicherlich lieber die Invasoren bekämpft oder zumindest zivilen Ungehorsam geleistet hätten. Aufrechte und untadelige österreichische Bürger wie Arthur Seyß-Inquart, Ernst Kaltenbrunner, Odilo Globocnik und Adolf Eichmann mussten fortan gegen ihren Willen für die Nazis arbeiten. Ein Land, das so viel einstecken musste, hat zweifellos mehr Recht, sich als Opfer zu fühlen als etwa, sagen wir: Polen.

Zynismus beiseite: Dass ein 95-Jähriger, der sein Leben lang frustriert war, weil man ihm 1918 sein Lieblingsspielzeug weggenommen hat, derartigen Bockmist von sich gibt, ist vielleicht erklär-, aber nicht entschuldbar. Dass ausgewachsene Volksvertreter dazu klatschen, ebensowenig - und auch nicht das geifernde Krakeele angefressener Deutsch-, Verzeihung: Österreichnationaler. Schämt euch. Und nicht vergessen: Hitler war Österreicher.

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