Dienstag, 19. August 2008

Recht so: Zeitungsartikel sind wichtiger als öffentliche Gelder!

Alles paletti, kein Grund zur Sorge, alles im grünen Bereich: Der 26.500-Euro-Hubschrauberflug von Stuttgart nach Zürich der Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) ist kein Skandal und nicht einmal einen Aufreger wert. Sagt zumindest Parteikollege Ronald-gibt-zu-allem-seinen-Senf-Pofalla. Der 146-km-Flug sei im Rahmen des Rechtlichen gewesen. Nun gut, ich würde gerne mal das Gekeife Pofallas hören, falls ein SPD-Politiker - oder noch schlimmer: ein Linker - einen solchen Flug unternähme. Oder nein, eigentlich möchte ich es doch nicht hören.

Was rechtens ist, muss noch lange nicht richtig sein. Die Erklärung der Ministeriumssprecherin wirkt wie blanker Hohn: Es habe keine Alternative gegeben, beide Termine seien "wichtig" gewesen und hätten pünktlich wahrgenommen werden müssen. Wichtig? Müssen? Der zweite Termin war ein Zeitungsinterview. Auch wenn es sich dabei um die hochseriöse NZZ handelte, kann diese doch wohl keinen Anspruch auf Pünktlichkeit auf Kosten der deutschen Staatskasse erheben. Vielleicht sollte Schavan ihre Sekretärin hinauswerfen, die ihre Termine so dämlich legt.

Die Blödzeitung schrieb, dass Schavan für die Strecke auch einen Linienflug für 26.171 Euro weniger hätte buchen können, nämlich für schlappe 329,-. Es hätte sicher auch eine noch günstigere Zugverbindung gegeben. Aber ums Geld geht es wohl ohnehin nicht, sondern - dieser Eindruck drängt sich mir auf - eher ums Prestige. Eine Bundesministerin in einem Flugzeug mit dem gemeinen Pöbel? Oder *keuch* in einem Zug, wo Angehörige niederer Schichten Dosenbier trinken? Undenkbar.

Da muss natürlich der Heli her, dann macht es eben 180 Euro pro Kilometer. Bleibt die Frage, warum ein Hubschrauberflug der Bundeswehr eigentlich so aberwitzig viel Geld kostet. Ich dachte immer, die Dinger werden mit Kerosin angetrieben und nicht mit 50-Euro-Scheinen. Ich beginne zu verstehen, warum das Verteidigungsministerium immer wieder betont, die Bundeswehr sei an der Grenze ihrer Einsatzmöglichkeiten angelangt und könne nicht noch mehr leisten. Richtig muss es wohl heißen: Sie kann sich nicht noch mehr leisten bei diesen Tarifen.

Hat aber auch sein Gutes: Kriege gegen europäische Nachbarn sind da nicht mehr drin, auch keine Blitzkriege - nach wenigen Tagen dürfte der Staat restlos pleite sein. Auch was wert.

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