Mittwoch, 8. April 2009

La dolce vita in der Zeltstadt

Was macht man, wenn man sich in der Gegenwart eines Menschen befindet, der andauernd dumme, unpassende und vor allem unlustige Witzchen macht? Ist man zu Besuch bei so jemandem, lügt man sich baldmöglichst ein Alibi zurecht, um verschwinden zu können. Muss man sich mit so jemandem das Büro teilen, denkt man ernsthaft über eine Versetzung nach. Hat man es in einer Kneipe mit so jemandem zu tun, setzt man sich woanders hin oder geigt dem Unflat ordentlich die Meinung. Aber was, wenn es sich um den eigenen Regierungschef handelt?

Die Rede ist selbstverständlich von Silvio Berlusconi. Dass er über geradezu kriminelle Energie und eine gewisse Skrupellosigkeit verfügt, ist bekannt; dass er nebenbei auch noch vollkommen einen an der Waffel hat, wissen wir spätestens seit seinem Spasseken über die "Sonnenbräune" eines gewissen US-Präsidenten. Wat häbb wi lacht. Jetzt hat er gesagt, die Menschen, die nach dem Erdbeben in den Abruzzen in Zeltlagern leben müssen, sollten das Ganze wie einen Campingausflug betrachten. Ich schmeiß' mich weg - Campingausflug! Hihihoho! So richtig mit allem Drum und Dran: Tütensuppen vom Gaskocher, romantischem Regengetrommel auf dem Zeltdach und Steinchen unter der Isomatte. Da lacht der Obdachlose, der Hinterbliebene kriegt sich nicht mehr ein und der Schwerverletzte klopft sich auf die bandagierten Schenkel.

Vielleicht können die Menschen, die in Süditalien unter der Knute der Mafia leben, das Ganze ja als Kinofilm betrachten, in dem sie Statist sein dürfen! Gacker! Wer im Zuge der Wirtschaftskrise seinen Arbeitsplatz verliert, kann dies doch - aufgepasst - wie unerwarteten Sonderurlaub betrachten,
gnihihi. Und wenn wir schon dabei sind: Die italienischen Soldaten in Afghanistan können das Ganze doch betrachten wie einen Abenteuerspielplatz! Hehehe. Alles halb so tragisch, wenn man nur mit einer gesunden Portion Humor an die Sache herangeht.

Aber zurück zur Eingangsfrage: Was macht man mit so jemandem, wenn man ihm nicht einfach eine kleben kann? Man wählt ihn unter Hinweis auf seine absolute Nicht-Eignung als Repräsentant für irgendetwas schnellstmöglich ab? Hahaha - DAS ist mal ein guter Witz! Das funktioniert vielleicht in anderen Ländern, aber nicht in Italien. Denn Berlusconi ist unabwählbar - zum einen kommt er sowieso immer nach ein paar Jahren zurück, zum anderen arbeitet er vermutlich schon an einem Gesetz, dass Ministerpräsidenten, die zum dritten Mal gewählt wurden und schon mehrfach vor Gericht standen, künftig automatisch auf Lebenszeit im Amt bleiben. Nun ja: Die Italiener wollten ihn ja unbedingt wiederhaben - und das ist vielleicht der größte Witz an der Sache. Aber nicht der Beste.

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