Montag, 6. Juli 2009

Wenn einer eine Reise tut...

... zumal mit der Deutschen Bahn, dann gehen ihm ja so Sachen durch den Kopf. Zum Beispiel die folgenden:
Vom Zug aus betrachtet ist eine an sich hübsche Stadt wie etwa Göttingen genauso grottenhässlich anzuschauen wie eine erwiesenermaßen tatsächlich hässliche Stadt wie, sagen wir: Hannover. Wenn hinter dieser Erkenntnis eine tiefere, symbolträchtige Bedeutung existenzphilosophischer Natur stecken sollte, so habe ich selbige leider nicht erkannt.

Es gibt nur sehr wenige Anblicke, die schöner sind als ein halb verfallener, grafittiübersäter Ringlokschuppen mit zerborstenen Fenstern, der sich um eine total verrostete und von Unkraut überwucherte Lokomotivdrehscheibe schmiegt. Merkwürdigerweise wird diese Schönheit weder von strahlendem Sonnenschein noch vom deprimierendsten Dauerregen in irgendeiner Weise beeinflusst.

Was es auch nicht gibt – und zwar gar nicht – ist ein logischer, nachvollziehbarer Grund, unter Zuhilfenahme eines MP3-Players brüllend laut seichte Popmusik zu hören und damit alle Menschen in drei Waggons daran teilhaben zu lassen. Es geht hierbei weniger um die Lautstärke als vielmehr um die Musik selbst, die so enttäuschend nichtssagend war, dass sie mich nicht einmal genervt, sondern nur ermüdet hat. Wohlgemerkt: Popmusik ist Geschmackssache, bleibt mithin jedem selbst überlassen und ist daher nur schwer kritisierbar; und Musik laut zu hören, kann manchmal ein erfüllenderes Erlebnis sein als sie leise zu hören – etwa bei Wagner-Opern, meinetwegen auch bei klingonischen oder bei gutem Metal. Seichter Pop aber wird durch Lautstärke nicht besser, höchstens durch punkige Coverversionen. Es ist also nicht nötig, dem kleinen am Hals baumelnden Gerät das letzte abzuverlangen, bloß um sämtliche Mitreisenden bis zur Depression anzuöden.

Es müsste spezielle schallgedämpfte Kinderwaggons geben, die am Ende des Zuges angehängt werden (mit ein paar leeren Güterwaggons als zusätzlichen Geräuschpuffern dazwischen), die mit diesen bunten, aus dem Ikea bekannten Plastikbällen gefüllt sind und in die man das Kind bei Fahrtantritt einwerfen muss, andernfalls würde man von der Bahnpolizei abgeführt und ohne Gerichtsverfahren zu zehn Jahren Zwangsarbeit als Kohleschaufler auf einer Lok verdonnert, wofür es immer Bedarf gibt, weil – was niemand weiß – alle Loks der Deutschen Bahn, auch die ICEs, tief im Innern noch mit einer Dampfmaschine angetrieben werden.

Ja, so war's. Zenk ju for träwellink.

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