Sonntag, 2. August 2009

Erst kommt das Ficken, dann die Moral

Ich bin erschüttert: Die katholische Kirche investitiert Geld in Pharmakonzerne, die Antibabypillen herstellen, in Rüstungsfirmen - was bei einem Institut, das "Pax Bank" (="Friedensbank") heißt, ziemlich peinlich ist - und in Tabakkonzerne. So was! Ich dachte immer, die Kirche verdient ihr Geld seit jeher auf seriöse Art und Weise, etwa durch den Verkauf von Ablässen oder der Erhebung von Zwangssteuern. Und jetzt das! Wäre ich Katholik, würde ich mich selbst geißeln oder stundenlang beten. Bin ich aber nicht. Und ganz neu ist das alles auch nicht.

Bereits in den 60er Jahren besaß die Bank des Vatikans, das IOR, schon einmal Anteile an einem pharmazeutischen Unternehmen, das unter anderem Verhütungsmittel herstellte. Und auch damals wurden diese Anteile erst dann schnell abgestossen, als die Sache ans Tageslicht gekommen war. Von den Verwicklungen des IOR mit der Mafia will ich gar nicht erst anfangen.

Die Pax Bank tut sich dicke damit, ihre Investitionspolitik nach (im Sinne des Katholizismus) ethischen Maßstäben auszurichten. Dass sie silch selbst nicht daran hält, ist indes nicht mal irgendeine Form von Doppelmoral, sondern schlichtweg unmoralisch. Da hilft es auch nicht, auf den berühmten externen Dienstleister zu verweisen, der mal wieder alles falsch gemacht haben soll: Wenn man nicht dafür Sorge trägt, dass die eigenen Leitsätze auch eingehalten werden und sich zu diesem Zweck die Mühe macht, Vertragspartner auch zu kontrollieren, ist das nichts weiter als verlogenes Gesabbel, um die eigenen Schäfchen zu beruhigen. Die allerdings sind sicher auch zufrieden, solange ihr Geld Gewinne abwirft, und fragen auch nicht groß nach. Ab ins Fegefeuer, allesamt.

Vermutlich braucht die Kirche aber auch die Schelte von außerhalb, da sie in diesem Zusammenhang von alleine überhaupt kein Unrechtsbewusstsein besitzt. Denn schließlich herrscht in ihrer Vorstellungswelt ewiger Frieden erst dann, wenn alle Menschen fromme Katholiken geworden sind - und um sie dazu zu zwingen, braucht man eben Waffen. Das war schon vor tausend Jahren so, warum soll das jetzt plötzlich falsch sein - und warum soll man dann nicht in Rüstungskonzerne investieren dürfen?

Und was soll die Kritik an den Tabak-Aktien? Weihrauch ist okay, aber Tabakrauch nicht? Das versteht doch kein Mensch. Verwirrend, das alles. Und ganz und gar unverständlich ist es für den einen oder anderen Oberpfaffen, warum die Antibabypille eigentlich so etwas Böses sein soll. Denn für die einzige ihm bekannte Art der Sexualität braucht man die gar nicht.

3 Kommentare:

Gerry hat gesagt…

Nicht umsonst bin ich schon seit Jahren O.B. (Ohne Bekenntnis). Ich kann damit nichts anfangen, denn letzten Endes läßt sich die Einstellung der Katholischen Kirche nur mit einem Spruch umschreiben: Wasser predigen und Wein trinken.

darki hat gesagt…

scheiße ich bin ein katholike... ich glaube ich werde gleich morgen zum amtsgericht gehen und mich auch o.b. melden.

Christian Alexander Tietgen hat gesagt…

"Erst kommt das Ficken, dann die Moral" Guter Spruch.