Montag, 14. Dezember 2009

Dunkle Wolken über Kopenhagen

Gerade noch auf Spon gelesen, bevor es weit nach hinten in die Untiefen der Website durchgerutscht ist: "Entwicklungsländer rühren an Merkels Öko-Nimbus". Wie können sie nur! Wissen die Neg... ich meine: Wissen die Abgeordneten der armen Drittweltstaaten denn nicht, dass unsere Kanzlerin die Öko-Heilige schlechthin ist? Denn dieser "Öko-Nimbus" kommt ja nicht von ungefähr, sondern umgibt die Kanzlerin vor allem deshalb, weil er ihr von den Medien angedichtet wurde - auch vom Spiegel.


Ob sie nun als Kanzlerurmel aus dem Eis auftrat, als Öko-Radikale, als unerschrockene Mahnerin gegen die Weltverpester oder als Hoffnungsbotschafterin: Immer waren Journalisten zur Stelle, die bereitwillig auf den Zug aufgesprungen sind, den die Presseabteilung des Kanzleramtes in Gang gebracht hat. Der Nimbus war so stark, dass sie selbst das riesige Steuergeschenk an die Autoindustrie als "Umweltprämie" titulieren durfte, ohne wegen Vorspiegelung falscher Tatsachen drangekriegt zu werden.

Was sie effektiv getan hat, liest sich ganz anders: Sie hat der Industrie weitere Freibriefe zum Dreckmachen ausgestellt, nimmt den Flugverkehr aus allen Maßnahmepaketen aus, knickt bei den Verhandlungen um die Begrenzung der Autoabgase vor der Industrie ein, rührt die Werbetrommel für die Kohlestrom-Industrie - und zu guter Letzt warnt sie in Kopenhagen vor "Panikmache".

Natürlich, Panik ist unangebracht - es geht ja bloß um den verdammten Weltuntergang. Lasst uns doch lieber shoppen gehen - nein, besser noch, shoppen fahren: Mit unserem durch die Abwrackprämie cofinanzierten SUV in eine andere, möglichst weit entfernte Glitzerstadt (des Eventcharakters wegen), und dort kaufen wir dann massenhaft stromfressende Unterhaltungselektronik, die wir im Media Markt zu Hause ebenfalls gekriegt hätten - aber hey, 's ist schließlich Weihnachten.

Vielleicht sollte man mal daran denken, was "Nimbus" eigentlich wörtlich bedeutet: Nämlich "Dunkle Wolke".

Keine Kommentare: