Dienstag, 1. März 2011

Time to say Guttbye *dumdidum*

Für einen Moment lang machte sich Jubel und Frohlockung breit: Guttenberg zog endlich die Konsequenzen aus der Copy&Paste-Affäre und geht, ganz ohne Fackeln und Mistforken, den Weg aller bei irgendwas ertappten Politiker - Rücktritt und dann mal sehen, was danach kommt. Für diesen kurzen Moment schien es, als gäbe es doch noch ein Fünkchen Gerechtigkeit in der Welt; als könne man glauben, dass "die da oben" eben doch nicht mit allem durchkommen. Für diesen einen Moment sah es nach einem Happy End aus. Ist es aber eigentlich gar nicht.

Denn was ist das Fazit der Geschichte? Nahezu die gesamte Wissenschaftswelt, der ganz überwiegende Teil der Medienlandschaft und ein Großteil der Netzöffentlichkeit mussten zwei Wochen intensivster Anstrengungen unternehmen, aberwitzig viel Zeit, Hirnschmalz und zum Teil auch Geld investieren, um einen Minister vom an seinem Hintern klebenden Sessel zu reißen, der sich ganz offensichtlich des Betrugs und der Lüge schuldig gemacht hat. Die Nummer von Horst Köhler war daran gemessen geradezu ein Witz. Die französische Außenministerin - deren Verfehlung ich nicht kleinreden will - ließ sich weitaus schneller deinstallieren. Und die hat sich nicht einmal strafbar gemacht.


Mir wird Angst und Bange, wenn es trotz derartig erdrückender Beweislast immer noch solcher Anstrengungen bedarf, um einen führenden Politiker aus einem hochsensiblen Amt zu entfernen. Was bedeutet das für künftige Fälle von Korruptionsverdacht - sagen wir zum Beispiel Mövenpicksteuer? Da scheint der Kausalzusammenhang zwar ebenfalls offensichtlich, ist aber mangels belastendem Schriftguts nicht annähernd so eindeutig belegbar wie der Plagiatsskandal. Weshalb Westerwelle ja auch noch im Amt ist.

In der gerechteren Welt, an die ich heute für den Bruchteil einer Sekunde wieder geglaubt habe - keine Sorge, es geht mir mittlerweile wieder besser -, würde es so laufen, dass vielmehr in solchen, schwer nachweisbaren Affären eine derartige gemeinsame herkulische Anstrengung aller gesellschaftlichen Kräfte nötig wäre, um den Schuldigen seiner Strafe zuzuführen. In dieser Welt wäre Guttenberg schon vor einer Woche sang- und klanglos im politischen Nirvana verschwunden, und die Leute hätten sich nicht in Leserforen die Köppe eingeschlagen, sondern sich allesamt peinlich berührt vom Freiherrn abgewandt und später nur noch selten von ihm gesprochen.

Es bleibt die Frage, ob die ganze Geschichte damit jetzt gegessen ist. Ich hoffe nicht - da steht noch die strafrechtliche Komponente an. Das heißt: Hoffentlich steht sie an. Und wird nicht, wie sonst üblich, heimlich ad acta gelegt, sobald der Hype vorbei ist. Scheiße läuft es jetzt natürlich auch für Guttis Ghostwriter - die Erpressbarkeit des Freiherrn ist mit seinem Rücktritt dramatisch in den Keller gegangen. Jetzt geht es nur noch um Gesichtsverlust, da kann man aber nicht mehr so viel Geld herausschlagen. Mein Tipp: Verkauf deine Geschichte an den Spiegel oder die Süddeutsche, solange sie noch warm ist.

Und Gutti selbst, was macht der jetzt? Der Klassiker - Biografie schreiben - ist schwer vorstellbar, könnte aber zu einem lustigen Ergebnis führen, wenn er das auch alles zusammenklaut. Nein, er kann ja immer noch Wahlkampf für die CSU machen, in bayrischen Bierzelten interessiert sich niemand für diese Eierkopfdiskussion. Und ich würde mich freuen, wenn er Al-Gore-mäßig vor sein Publikum treten und sagen würde: "Guten Abend. Sie kennen mich vielleicht - ich war mal der nächste Bundeskanzler Deutschlands." Wenn schon plagiieren, dann wenigstens was Gutes.

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